10 Gebote der Reiterei

  1. Das Pferd ist seinem Körper und Verhalten nach ein hochspezialisiertes Fluchttier, das zwar springen kann, aber lieber läuft. Es fühlt sich nur zusammen mit Artgenossen sicher.

  2. Das Pferd begreift den Menschen als Art-
    genossen, der ranghöher, ranggleich oder rangniederer sein kann oder aber als Feind.
    Als Lehrmeister muss der Mensch den Artgenossen ersetzen. Es ist dem Pferd angeboren sich unterzuordnen.

  3. Der Mensch sei ranghöherer Artgenosse des Pferdes, aber nicht mit Gewalt sondern mit Hilfe des Verstandes. Wenn das Pferd unter menschlicher Einwirkung Fehler macht, dann nur, wenn es den Menschen nicht richtig verstanden hat.

  4. Um den Menschen verstehen zu können, muss das Pferd Vertrauen zu ihm haben. Vertrauen ist die Grundlage zum Verständnis.

  5. Verständigungsmittel zwischen Mensch und Pferd sind die Hilfen: Stimmhilfen, Berührungshilfen, Führungshilfen, Touchierhilfen, Gewichtshilfen und Futterbelohnung. Touchierhilfen seien niemals Prügel!

  6. Verstehen setzt Gewöhnung an die Hilfen voraus. An unbekannte oder fremde Dinge muss das hochspezialisierte Fluchttier sinnvoll und langsam gewöhnt werden. Falls bei der Ausbildung Unsicherheit oder gar Angst entsteht, muss wieder von vorne begonnen werden.

  7. Voraussetzung für Lernfähigkeit bei der Ausbildung ist der jeweilige Reifegrad von Körper und Verhalten des Pferdes. Überforderung des Organismus und des Lernvermögens bedeuten Rückschritt bei der Ausbildung.

  8. Die Übungen sollen täglich und in abwechselnder Reihenfolge durchgeführt werden. Sie sollen nur solange dauern, bis das Pferd begriffen hat. Abbrechen der Übung sei Belohnung für das Richtigmachen.

  9. Jegliche Arbeitsleistung des Pferdes wird nicht künstlich vom Menschen geschaffen, sondern aus natürlicher Anlage entwickelt.

  10. Das Pferd ist nur dann in der Lage seine angeborenen Anlagen voll zu entwickeln, wenn es sich hinsichtlich seiner artgemäßen Lebensbedürfnisse mit der Umwelt, d.h. auch mit dem Menschen in Einklang befindet. Der Umgang  mit dem Menschen soll für das Pferd Geborgenheit in allen Situationen bedeuten.